Bruno Wittenstein

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Der Maler Bruno Wittenstein (1876-1968) war ein Meister der Portrait- und Landschafts­malerei, Schriftsteller und Naturschützer. Im Jahr 1913 schlossen sich mehrere Maler unter seinem Vorsitz zum Lippischen Künstlerbund (LKB) zusammen. Wittenstein übernahm das Amt des Gründungsvorsitzenden und ließ die erste Vereinigung dieser Art im Fürstentum Lippe – „unter dem Protektorat des Lippischen Fürsten“ – im April 1913 in das Vereinsregister eintragen.

Bruno Wittensteins Malkunst war geprägt vom frühen Impressionismus in München und durch die Schule Franz von Lenbachs. Doch in seinen Werken überschritt Wittenstein die Grenzen des Impressionismus. Er nutzte gerne die Farbe Blau, die einigen seiner Gemälde eine tiefe und geheimnisvolle Stimmung verleiht.

Bruno Wittenstein wurde am 17. September 1876 in Hamm geboren. Seine Eltern, Karl-Wilhelm Wittenstein aus Horn bei Detmold und Sophie Berning aus Herdecke, betrieben in Hamm die Weinhandlung C. Wittenstein. Motiviert durch seine Lehrer am königlichen Gymnasium in Hamm, begann Bruno Wittenstein im Sommer 1895 ein Studium der Kunst an der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste in Berlin, wo er insbesondere die Zeichenklasse von Prof. Ernst Hancke besuchte. Hancke war auf figürliches Zeichnen spezialisiert und wirkte im Sinne des damaligen Direktors der Akademie, des Historienmalers Anton von Werner.

Nach Abschluss des dritten Semesters verließ Bruno Wittenstein die Berliner Akademie und wechselte nach München, wo der Impressionismus in Deutschland zuerst entstand. Die Motive früher Werke von Wittenstein waren typisch für den damals aufkommenden Impressionismus, der sich von den elitären Themen der Monarchie distanzierte. Verschiedene Quellen besagen, dass Bruno Wittenstein sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München fortsetzte und bereits als freier Künstler wirkte. Es ist wahrscheinlich, dass Wittenstein durch seinen Kontakt zu Ottmar Begas, der aus der Berliner Künstlerdynastie Begas stammte und ebenfalls in München Kunst studierte, Zugang zu Malunterricht an der Schule von Franz von Lenbach erhielt. Der Malstil von Lenbachs ist in Wittensteins Portraits erkennbar.

Im Jahr 1900 begab sich Bruno Wittenstein angeblich auf eine einjährige Studienreise nach Rom. Allerdings liegen bisher keine näheren Informationen zu Wittensteins Aktivitäten in dieser Zeit vor. Nach dem Aufenthalt in Italien kehrte Wittenstein in seine Heimatstadt Hamm zurück, wo er künstlerisch wirkte. So erstellte er u.a. ein Portrait des ehemaligen preußischen Kultusministers und Präsidenten des Oberlandesgerichts in Hamm, Dr. Adalbert Falk, sowie ein Portrait seiner Geliebten, Elvira Andrée, die er 1904 in Hamm heiratete. Das Ehepaar Wittenstein bekam später zwei Töchter, Irmgard und Ingeborg.

Angeblich war es Bruno Wittensteins Bruder Felix, der ihn dazu anregte, ins Fürstentum Lippe zu ziehen und dort eine Existenz aufzubauen. Felix betrieb in Detmold eine Weinhandlung. Der Umzug der Familie Wittenstein in die Residenzstadt erfolgte schrittweise in den Jahren 1903 und 1904.

In Lippe wirkte Bruno Wittenstein als freier Künstler, Zeichenlehrer im Lehrerseminar in Detmold und Autor. Wittenstein war ein Mensch mit sanftem Charakter, freiheitsliebend und etwas verträumt. Bevorzugte Motive waren Landschaften und vertraute Naturorte, die romantisch anmuteten. In seinen Portraits huldigte er der Schönheit von Menschen und deren vielfältigen Charakteren. Wittenstein liebte es, Menschen zu malen, deren Gesichter eine Lebensgeschichte erzählten. Im Laufe der Zeit entwickelte er einen charakteristischen Malstil mit einem enormen Farbreichtum und zupackendem Pinselstrich.

Gemeinsam mit den Malern Ernst Rötteken und August Eberth schuf Bruno Wittenstein den Lippischen Künstlerbund, eine Plattform für lippische Künstler mit dem Ziel, das Kunstinteresse im Fürstentum zu beleben, gemeinsam Kunstausstellungen und Malkurse zu organisieren und Material günstiger zu beschaffen. Bruno Wittenstein wirkte im Künstlerbund lange Zeit als Schriftführer und Medienvertreter. Er schrieb regelmäßig Berichte über die Kunstausstellungen des Künstlerbundes in der Lippischen Landes-Zeitung.

In den 1920er Jahren trafen Bruno Wittenstein zwei schwere Schicksalsschläge. Seine Frau verstarb früh, vermutlich an einer Krankheit. Zudem verlor Wittenstein sein Haus im Zuge der Inflation und verarmte dadurch. Er war ein freiheitsliebender Mensch, hielt sich aber aus der Politik heraus. Sozialdemokraten zählten zu seinen engen Freunden, auch während der Naziherrschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Künstlerbund stark anwuchs und sich veränderte, entfernte sich Bruno Wittenstein von dem Verein, den er einst gründete, der ihm aber vielleicht zu groß und fremd geworden war. Die Kunst ließ ihn jedoch nie los. Er malte weiter bis ins hohe Alter und starb am 27. Februar 1968 in Detmold.

Im Juni 2020 errichtete der Heimatverein Heiligenkirchen eine Gedenkstätte für Bruno Wittenstein unweit vom CulturCafé in einem Park mit schönen authentischen Bäumen, wie der Naturfreund Bruno Wittenstein sie liebte.

 

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https://owl.museum-digital.de/object/101

 

Literatur: Bruno Wittenstein (1876-1968), Hubert Fricke, Stephan Teiwes (Autoren), Juli 2021, 192 Seiten, Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, ISBN: 978-3-7395-1268-6

https://treffpunkt-teiwes.de/bruno-wittenstein-das-buch/#section_4

https://1000jahreheiligenkirchen.de/html/wittenstein.html

 

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